Arthrose des Kniegelenks
Häufig liegen Knieschmerzen Verschleißerscheinungen, die sogenannte Gonarthrose, zugrunde. Diese kann durch Unfälle, Verletzungen, Fehlstellungen oder altersbedingten Verschleiß entstehen. Dabei wird der Gelenkknorpel, der die Gelenkpartner vor Reibung schützt und als Stoßdämpfer für Bewegungen dient, beschädigt. Dadurch ist der reibungslose Bewegungsablauf nicht mehr möglich.
Eine Kniearthrose äußert sich zunächst durch „Anlaufschwierigkeiten“, also Schmerzen bei Beginn einer Gehbewegung. Entsprechend der Schwere des Gelenkschadens kommen außerdem andauernde Belastungsschmerzen sowie bei einer weit fortgeschrittenen Arthrose auch Ruheschmerzen hinzu. Das wiederum führt zu Bewegungseinschränkungen, die die Lebensqualität der Betroffenen schmälern.
Wenn konservative Maßnahmen wie schmerz- und entzündungshemmende Medikamente keinen Erfolg mehr versprechen, ist der künstliche Ersatz des betroffenen Gelenks Mittel der Wahl. Dadurch können der natürliche Bewegungsablauf des Gelenks wiederhergestellt und die Schmerzen langfristig gelindert werden.
Diagnostik
Um sich im Vorfeld einer Operation ein Bild von der Gelenksituation zu machen und den Gelenkersatz genau an die Anatomie des Patienten angleichen zu können, werden verschiedene Untersuchungen durchgeführt. Dazu zählt unter anderem eine exakte Beinvermessung mit Aufnahmen des gesamten Beines. Diese ist erforderlich, um notwendige Achskorrekturen planen zu können und die genaue Größe des Implantats bestimmen zu können.
Behandlung
Wenn die Untersuchungen ergeben, dass der künstliche Ersatz des schmerzenden Knies erforderlich ist, lässt sich zwischen drei verschiedenen Prothesenarten wählen: dem Teilgelenkersatz, dem ungekoppelten Oberflächenersatz und der achsgeführten Prothese.
Teilgelenkersatz
Ein Teilgelenkersatz, auch Schlittenprothese genannt, kommt zum Einsatz, wenn nur ein Teil des Gelenks verschlissen ist. In diesem Fall wird der betroffene Knochen überkront und die natürliche Anatomie des Patienten nachgebildet. Da die Orthopädie das Ziel hat, das Gelenk mit so wenig Material wie nötig zu unterstützen, ist die Schlittenprothese eine gute Lösung, wenn die Qualität der Knochensubstanz einen solchen Ersatz zulässt.
Ungekoppelter Oberflächenersatz
Wenn mehr als ein Teil des Gelenks beschädigt ist, wird ein vollständiger Oberflächenersatz eingesetzt. Ähnlich wie beim Teilgelenkersatz werden alle im Gelenk aufeinandertreffenden Knochen überkront und die natürliche Form wiederhergestellt. Diese Art der Prothese kann genutzt werden, wenn die Bandstrukturen des Patienten intakt sind und das Knie ohne zusätzliche Unterstützung stabilisieren können.
Achsgeführter Gelenkersatz
Sind die bewegungsführenden Bänder im Kniegelenk stark beschädigt, sodass sie ihre stabilisierende Funktion verlieren, kann es zu Fehlstellungen der Beine (X-Beine oder O-Beine) kommen. In diesem Fall verspricht eine achsführende Prothese eine Verbesserung der Gelenksituation. Bei dieser Prothesenart handelt es sich um eine Erweiterung des überkronten Oberflächenersatzes. Dabei werden neben der natürlichen Knochenform auch die stabilisierenden Bänder rekonstruiert.
Die Gelenkflächen bestehen in der Regel aus einem gut verträglichen Metall wie zum Beispiel Titan. Die Gleitfläche zwischen den Gelenkpartnern wird mit hochbelastbarem Kunststoff ausgestattet, um die Wirkung des Gelenkknorpels als natürliche „Stoßdämpfer“ nachzubilden. Die Prothesen werden anders als an der Hüfte und der Schulter ausschließlich mit speziellem Knochenzement auf dem Ober- bzw. Unterschenkelknochen fixiert. Der Grund hierfür ist die anatomische Besonderheit und die starke Belastung des Gelenks im Alltag.
Über eine computergestützte, präoperative Planung, die sich an den individuellen, anatomischen Gegebenheiten des Patienten orientiert, sowie einer schonenden Operationstechnik kann das Team der Orthopädie ein ideales Operationsergebnis erreichen. Die Prothesen zeichnen sich darüber hinaus durch eine lange Lebensdauer aus. Durchschnittlich mehr als fünfzehn Jahre können diese ohne Lockerung im Gelenk verweilen.
Die Sicherheit der Patienten steht bei jedem Eingriff an erster Stelle. Um Infektionen gezielt vorzubeugen, erhalten alle Patienten, bei denen ein endoprothetischer Gelenkersatz geplant ist, im Rahmen der präoperativen Vorbereitung ein Set für die Konditionierung der Haut und Schleimhäute. Dadurch lässt sich das Risiko für eine postoperative Infektion deutlich verringern.
Zur Qualitätsverbesserung der bundesweit implantierten Endoprothesen nehmen wir außerdem am Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) teil. Indem wir anonymisierte Informationen zu verwendeten Implantaten, Operationsverfahren und Operateuren übermitteln, helfen wir, eine langfristige Datengrundlage zu implantierten Kunstgelenken aufzubauen. Anhand dieser soll die Qualität der Produkte beurteilt, das Behandlungsergebnis gesichert und die Zahl der Wechseloperation verringert werden.
Nachbehandlung
Um die Wirkung der Operation im Nachgang bestmöglich zu begleiten, erfolgt bereits am ersten Tag nach dem Eingriff eine Mobilisierung durch einen Physiotherapeuten. Die angewandten Übungen können direkt unter voller Belastung und bei freiem Bewegungsumfang des Gelenks durchgeführt werden. Neben Mobilisierungsübungen wie dem Gehen an Unterarmgehstützen unter Vollbelastung sowie Treppensteigen und speziellen Kraftübungen, ist auch die passive Bewegungstherapie mittels motorisierter Bewegungsschiene Teil der postoperativen Behandlung.
Aufgrund minimalinvasiver, gewebeschonender OP-Techniken und den damit verbundenen minimalen Nachblutungen, können wir vollständig auf den Einsatz von Wunddrainagen verzichten. Dies führt ebenfalls zu einer frühestmöglichen Mobilität und senkt das postoperative Infektionsrisiko.
Im Anschluss an die physiotherapeutische Behandlung im Krankenhaus folgt ein mehrwöchiger Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik. Nach rund vier Wochen ist das vollständig freie Gehen ohne Unterarmgehstützen möglich.
Wechseloperation
Die Behandlung von Beschwerden aufgrund eines bereits vorhandenen Implantats ist eine große Herausforderung. Muss eine Kniegelenksendoprothese aufgrund von Infektionen, Frakturen oder Lockerungen gewechselt werden, sind eine sorgfältige Diagnostik und Vorbereitung sowie eine präzise Therapieplanung nötig. Aufgrund einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit mit den anderen Fachabteilungen des Cellitinnen-Krankenhaus Maria-Hilf sowie mit verschiedenen Speziallabors ist es den Orthopäden auch hier möglich unter Einsatz modernster Revisionsendoprothesen ein optimales Ergebnis zu erzielen.