Schulter

Ein kugelartiger Gelenkkopf und eine dazugehörige Gelenkpfanne machen das Schultergelenk zum beweglichsten Gelenk im menschlichen Körper. Stabilisiert wird es durch Gelenkkapseln, Sehnen, Bänder (Rotatorenmanschette) und Schleimbeutel. Nimmt diese Konstruktion Schaden, sind Schulterschmerzen die Folge.

  • Arthrose des Schultergelenks
  • Rotatorenmanschettenriss
  • Schulter-Engpass-Syndrom
  • Schulterinstabilität
  • Schultereckgelenkverletzung

Arthrose des Schultergelenks

Fortgeschrittener Verschleiß, die sogenannte Omarthrose, ist eine häufige Ursache für Gelenkschmerzen in der Schulter. Diese entsteht durch die Abnutzung des Knorpels, der als Schmiermittel zwischen dem Oberarmknochen und der Schultergelenkpfanne dient. Wird dieser natürliche „Stoßdämpfer“ immer weiter abgebaut, können die Knochen aufeinandertreffen und Schmerzen verursachen.

Eine Arthrose entsteht über einen langen Zeitraum und setzt daher schleichend ein. Oftmals treten Schmerzen im Schultergelenk zu Beginn zunächst nach intensiver Belastung auf, beispielsweise nach dem Sport. Im fortgeschrittenen Stadium klagen Betroffene zunehmend auch über Schmerzen bei alltäglichen Bewegungen, Ruheschmerzen sowie nächtliche Schmerzen, die letztlich mit Bewegungseinschränkungen einhergehen.

Ist der Abbauprozess weit fortgeschritten, sodass er selbst mit konservativen Verfahren wie Krankengymnastik und medikamentöser Therapie nicht mehr behandelt werden kann, ist der Einsatz eines künstlichen Schultergelenks ein mögliches Mittel zur Linderung der Schmerzen und Wiederherstellung der Mobilität.

Diagnostik

Um festzustellen, ob eine fortgeschrittene Omarthrose die Ursache für Schulterschmerzen ist und um die Gelenksituation im Vorfeld einer Behandlung einschätzen zu können, werden verschiedene Bildgebende Verfahren zu Rate gezogen. Zur Abbildung der knöchernen Struktur des Schultergelenks ist die Röntgendiagnostik das Mittel der Wahl. Weichteile wie Sehnen und Schleimbeutel werden hingegen mittels eines Ultraschallgerätes beziehungsweiser eines MRT sichtbar.

Behandlung

Haben die radiologischen Untersuchungen eine Arthrose des Schultergelenkes ergeben, wird diese zunächst mit konservativen Mitteln und gelenkerhaltenden Maßnahmen therapiert. Hierzu zählen unter anderem die minimal-invasive Arthroskopie, also die Gelenkspülung und Knorpelglättung, und die Knorpelzelltransplantation bei Verletzungen des Knorpels.

Ist der Verschleiß des Gelenks weit fortgeschritten, ist das Einsetzen eines künstlichen Gelenks, einer sogenannten Endoprothese, erforderlich, um die Beweglichkeit wiederherzustellen und Schmerzen zu lindern. Weitere Gründe für den Einsatz einer Endoprothese sind komplexe Brüche des Oberarmknochens oder der Gelenkpfanne, komplexe Sehnenverletzungen (Rotatorenmanschettenrupturen) sowie unfallbedingte, rheumatisch und tumorbedingte Gelenkschäden. Je nach individuellem Krankheitsbild werden verschiedene Prothesenarten verwendet. Diese sind aus besonders gut verträglichen Materialien wie zum Beispiel Titan gefertigt und zeichnen sich durch eine lange Haltbarkeit aus. Patienten profitieren außerdem von einem verkürzten Genesungsprozess, da Kunstgelenke im Maria-Hilf-Krankenhaus besonders schonend  eingesetzt werden. Hierfür werden minimal-invasive Operationsverfahren genutzt, bei denen Muskeln und Sehnen nicht durchtrennt, sondern lediglich beiseitegeschoben werden. Folgende Arten des Schultergelenkersatzes bietet die Orthopädie des MHK so an:

Hemiprothese
Ist nur der Oberarmkopf beschädigt, die Gelenkpfanne jedoch intakt, kann der betroffene Knochen überkront werden. Dabei wird die Oberfläche des natürlichen Knochens exakt nachgebildet und auf dem Knochen angebracht. Die Fixierung erfolgt entweder mit speziellem Knochenzement oder wird genau passend an der betroffenen Stelle durch Andrücken fixiert. Das darunter liegende gesunde Knochengewebe wächst im Heilungsverlauf in den teilweisen Gelenkersatz ein, sodass dieser festwächst.

Besonders für junge Patienten mit intaktem Knochenstoffwechsel ist diese Methode des Gelenkersatzes geeignet, da dabei kaum vorhandene Knochenteile abgetragen werden müssen, was stets das Ziel der Verbesserung der Gelenksituation ist.

Alternativ dazu lässt sich der Oberarmkopf gänzlich nachbilden und mittels eines Schaftstils im Oberarmknochen fixieren. Die Wahl der für den Patienten am besten geeigneten Prothese orientiert sich an verschiedenen Faktoren, unter anderem die individuelle Anatomie des zu behandelnden Gelenks und der Qualität der Knochen.

Totalendoprothese
Ist die Arthrose sowohl am Oberarmkopf als auch an der Gelenkpfanne fortgeschritten, empfiehlt es sich, eine Totalendoprothese (TEP) einzusetzen. Dabei werden beide Gelenkpartner künstlich nachgebildet, um den natürlichen Bewegungsmechanismus wiederherzustellen. Die Basis dafür ist eine hohe Passgenauigkeit der Prothese. Diese wird, wie auch bei der Teilendoprothese, durch eine exakte Planung und individuelle Anpassung des Gelenkersatzes entsprechend der patienteneigenen Anatomie gewährleistet. 

Inverse Schulterendoprothese
Eine inverse Schulterendoprothese kommt zum Einsatz, wenn neben der Arthrose auch komplexe Weichteilschäden, wie etwa ein Riss der Rotatorenmanschette, vorliegen. Dabei wird die biomechanische Funktionsweise des Schultergelenks umgekehrt. Das heißt, dass der Oberarmkopf durch eine flache Gelenkpfanne ersetzt wird und die ursprüngliche Gelenkpfanne durch einen kugelartigen Gelenkkopf.

Welche Prothesen- und Fixierungsart im Einzelfall zum Einsatz kommen und den gewünschten Erfolg versprechen, entscheidet der behandelnde Orthopäde anhand der individuellen Anatomie des Patienten und möglichen vorliegenden Erkrankungen.

Um zur Qualitätsverbesserung der bundesweit implantierten Endoprothesen beizutragen, nehmen wir am Endoprothesenregister Deutschland (EPRD) teil. Indem wir anonymisierte Informationen zu verwendeten Implantaten, Operationsverfahren und Operateuren übermitteln, helfen wir, eine langfristige Datengrundlage zu implantierten Kunstgelenken aufzubauen. Anhand dieser soll die Qualität der Produkte beurteilt, das Behandlungsergebnis gesichert und die Zahl der Wechseloperation verringert werden.

Nachbehandlung

Für ein bestmögliches Operationsergebnis ist eine gezielte physiotherapeutische Nachbehandlung des operierten Gelenks erforderlich. Je nach Art und Verlauf des Eingriffs erfolgt bereits am ersten Tag nach der Operation eine erste Mobilisierung durch die Physiotherapie des Maria-Hilf-Krankenhauses. Den Abschluss der Therapie macht eine mehrwöchige Anschlussheilbehandlung in einer Rehabilitationsklinik.

 

Wechseloperation

Die Behandlung von Beschwerden aufgrund eines bereits vorhandenen Implantats ist eine große Herausforderung. Muss eine Schulterendoprothese aufgrund von Infektionen, Frakturen oder Lockerungen gewechselt werden, sind eine sorgfältige Diagnostik und Vorbereitung sowie eine präzise Therapieplanung nötig. Aufgrund einer engen interdisziplinären Zusammenarbeit mit den anderen Fachabteilungen des Maria-Hilf-Krankenhauses sowie mit verschiedenen Speziallabors ist es den Orthopäden auch hier möglich unter Einsatz modernster Revisionsendoprothesen ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Rotatorenmanschettenriss

Schmerzen im Liegen, Schmerzen in Bewegung und Schmerzen, die in den Arm ausstrahlen – wenn Patienten über solche Beschwerden in der Schulter klagen, kann eine beschädigte Rotatorenmanschette der Grund dafür sein.

Als Rotatorenmanschette werden vier große Sehnen bezeichnet, die das Schulterdach und den Oberarmkopf umgeben. Sie stabilisieren das Schultergelenk und ermöglichen gleichzeitig zahlreiche Hebe- und Drehbewegungen.

Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass diese Konstruktion teilweise oder vollständig abreißt. Dazu zählen mechanische Reizungen wie dauerhafte Fehl- oder Überlastungen (z.B. Überkopfarbeiten eines Handwerkers oder Sportlers), der altersbedingte Verschleiß (Arthrose), ein Sturz auf den Arm sowie knöcherne Vorsprünge am Schulterdach, die den Gleitkanal für die Sehnen einengen (Schulter-Engpass-Syndrom).

Diagnostik

Ob Schulterschmerzen durch einen Riss der Rotatorenmanschette entstehen, lässt sich in der Regel anhand eines ausführlichen Gesprächs mit dem Betroffenen sowie gezielter Kraft- und Schmerztests ermitteln. Röntgenaufnahmen, Ultraschalluntersuchungen und Magnetresonanztomographie (MRT) geben darüber hinaus Aufschluss über die individuelle Gelenksituation und sind die Basis für die Wahl einer geeigneten Therapie.

Behandlung

Ist die Rotatorenmanschette teilweise oder vollständig gerissen, kann sie nicht von selbst wieder zusammenwachsen. Daher gilt es abzuwägen, ob der Patient mit beschädigter Sehne langfristig schmerzfrei leben kann oder ob eine Behandlung notwendig ist.

Je länger der Sehnenriss unbehandelt bleibt, desto schwieriger ist es, die Rotatorenmanschette operativ zu reparieren. Daher empfiehlt es sich, frühzeitig mit einer Therapie zu beginnen. Diese erfolgt in der Orthopädie in der Regel arthroskopisch, also mittels einer Gelenkspiegelung. Dabei führt der Operateur eine spezielle Kamera und weitere feine Instrumente über zwei bis drei kleine Hautschnitte in das Schultergelenk ein. Dieses minimal-invasive Operationsverfahren hat für Patienten den Vorteil, dass es besonders schonend ist und eine schnelle Genesung unterstützt.

Um die volle Funktionsfähigkeit der Rotatorenmanschette wiederherzustellen, befestigt der Orthopäde die abgerissenen Sehnenenden mit Hilfe kleiner Haken am Knochen. Dadurch kann sich die Sehne langfristig wieder mit dem Knochen verbinden.

Über diese Befestigung hinaus wird häufig auch das Schulterdach behandelt. Dabei wird der Abstand zwischen den Gelenkpartnern leicht vergrößert, um den Druck auf die dort verlaufenden Sehnen zu reduzieren (Schulter-Engpass-Syndrom).

Nachbehandlung

Eine individuelle Nachbehandlung unterstützt den Erfolg der Sehnenrekonstruktion. Diese besteht im Maria-Hilf-Krankenhaus aus einer ausgewogenen Kombination aus Schonung und Mobilisierung des Schultergelenks unter Anleitung geschulter Physiotherapeuten.

Schulter-Engpass-Syndrom

Wenn der Oberarmkopf und das Schulterdach ähnlich wie beim Impingement-Syndrom am Hüftgelenk in einem Missverhältnis zueinander stehen, ist von einem Schulter-Engpass-Syndrom die Rede.  Durch die Fehlstellung entsteht nicht nur ein knöcherner Kontakt. Auch die Schleimbeutel und Sehnen werden eingeklemmt, was zu großen Schmerzen führt. Auslöser für diese Verletzung sind in den meisten Fällen einseitige Belastungen des Schultergelenks, beispielsweise durch Überkopfarbeiten.

Diagnostik

Bei anhaltenden Schulterschmerzen wird zunächst eine Erstuntersuchung mit spezieller Röntgenuntersuchung der Schulter durchgeführt. In idealer Aufnahmetechnik kann der behandelnde Arzt dann bereits erkennen, ob ein Schulter-Engpass-Syndrom vorliegt. Auch mögliche Verkalkungen lassen sich so feststellen. Bestehen darüber hinaus Fragen, beispielsweise zur Beschaffenheit der Rotatorenmanschette, kommt ein Ultraschallverfahren oder eine MRT-Untersuchung zum Einsatz.

Behandlung

Das Schulter-Engpass-Syndrom lässt sich durch einen minimal-invasiven (arthroskopischen) Eingriff behandeln. Dabei wird das Schulterdach erweitert und so genügend Platz für den Oberarmkopf geschaffen.

Nachbehandlung

Bei der Nachbehandlung ist es wichtig, dass die Belastung an die Schmerzen adaptiert wird. Mit Hilfe einer individuellen physiotherapeutischen Behandlung lässt sich die Beweglichkeit und Kraft des Schultergelenks wieder vollständig herstellen. 

 

 

Schulterinstabilität

Unfälle oder unkontrollierte Bewegungen können dazu führen, dass sich Patienten das Schultergelenk auskugeln. Dabei kann es zur Verletzung von wichtigen Strukturen, beispielsweise der Rotatorenmanschette, kommen, die für die Stabilität des Schultergelenks erforderlich sind. Die Folge: Das Risiko einer erneuten Ausrenkung, auch Luxation genannt, steigt.

Diagnostik

Eine Schulterinstabilität kann verschiedene Gründe haben. Welche Faktoren im Einzelfall Beschwerden verursachen, lässt sich in der Regel mit Hilfe einer Magnetresonanztomografie-Untersuchung (MRT) ermitteln. Anhand derer kann der behandelnde Arzt geschädigte Strukturen erkennen und eine geeignete Therapie empfehlen.

Behandlung

Bei jungen Menschen kann es in der Regel nur durch hohe Krafteinwirkung zu einer Schultergelenksluxation kommen. Dabei werden oftmals stabilisierende Strukturen verletzt. Häufig ist in solchen Fällen eine minimal-invasive Arthroskopie erforderlich, um schonend und kontrolliert die Stabilität des Gelenks wiederherstellen zu können.
Bei älteren Patienten kann die Verletzung bei erstmaligem Auftreten auch konservativ, also nicht-operativ, nachbehandelt werden. Sollte es im Verlauf zu einer erneuten Luxation kommen, ist auch hier eine operative Stabilisierung notwendig.

Bei der schonenden, minimal-invasiven Arthroskopie refixiert der Operateur die Gelenklippe (Labrum glenoidale) mittels spezieller Implantate aus bioresorbierbaren Materialien, welche vom Körper abgebaut werden, an der ursprünglichen Stelle. Dabei wird auch das erweiterte Volumen der Gelenkkapsel reduziert.
ei knöchernen Verletzungen oder schweren Instabilitäten kann eine körpereigene Knochenspanverpflanzung erforderlich sein – ein altbewährtes und sicheres Verfahren.

Nachbehandlung

Um den Genesungsprozess zu unterstützen, führen die spezialisierten Physiotherapeuten des Maria-Hilf-Krankenhauses im Nachgang einer Operation eine individuelle Nachbehandlung durch. Diese wird von den Ärzten angeordnet und ist exakt an den Heilverlauf des Patienten angepasst.

Schultereckgelenkverletzung (Tossy/Rockwood-Verletzung)

Leiden Patienten unter anhaltenden Schulterschmerzen und Instabilitäten, kann eine Verrenkung des Schultereckgelenks, auch Akromioclaviculargelenk genannt, der Grund dafür sein. Dieses Gelenk verbindet das Schlüsselbein mit dem Schulterdachknochen und kann durch Unfälle, beispielsweise durch einen Sturz auf die Schulter, verletzt werden.

Diagnostik

Ob anhaltende Schmerzen vom Schultereckgelenk ausgehen, überprüft der behandelnde Arzt im Rahmen einer klinischen Untersuchung. Dabei steht vor allem der Unfallmechanismus im Vordergrund. Denn dieser kann Aufschluss geben, ob das verbindende Gelenk beschädigt ist. Um die Schwere der Verletzung und der Instabilität zu überprüfen, kommen außerdem Röntgenuntersuchungen und Schnittbilduntersuchungen (MRT) zum Einsatz.

Therapie

Sind die Kapsel-Band-Strukturen nicht vollständig gerissen oder lediglich überdehnt, liegt eine leichte Verletzung des Schultereckgelenks vor. Diese lässt sich konservativ durch Ruhigstellung, Physiotherapie und Schmerzmittel behandeln.

Schwere Verletzungen mit hochgradigen Instabilitäten oder vollständigen Rissen von Kapseln und Bändern erfordern hingegen eine Operation, um dauerhafte Beschwerden zu verhindern. Dafür nutzen die Orthopäden des Maria-Hilf-Krankenhauses arthroskopische, minimal-invasive Operationsverfahren. Mit Hilfe derer kann der behandelnde Arzt die anatomische Gelenkstellung vollständig wiederherstellen und gerissene Bänder refixieren.

Nachbehandlung

Im Anschluss an die Operation erfolgt eine gezielte physiotherapeutische Nachbehandlung. Unter Anleitung eines Physiotherapeuten führt der Patient passiv und aktiv geführte Bewegungen der Schulter durch, um die volle Beweglichkeit des Gelenks wiederherzustellen. Die Nachbehandlung erfolgt in intensiver Abstimmung mit den Operateuren und sichert einen störungsfreien und zufriedenstellenden Heilungsverlauf.